Profile aus der Stadt Münster

 

Benno Fritzen

Dipl.-Ingenieur
Feuerwehr
York-Ring 25
48159 Münster
Tel.: 0251 – 2025-80-00
E-Mail: FritzenB@stadt-muenster.de

"Mütter pflegen milde zu lächeln, wenn ihr Dreikäsehoch, gefragt, was er denn später mal werden wolle, im Brustton der Überzeugung 'Feuerwehrmann' ruft."
Umso erstaunter reagieren sie, wenn sie merken, dass ihr Sprössling den Ernst seines Wunsches mit dem Eintritt in die Jugendfeuerwehr verdeutlicht und wenig später als junger Feuerwehrmann, stolz mit einem Pieper ausgestattet, den Unterricht verlassen kann, um eventuell Leben zu retten.

Als Benno Fritzen, am Valentinstag 1957 in Coesfeld geboren, achtzehnjährig von der Schulbank zum Einsatz gerufen wurde, weil in der Nähe seines Gymnasiums ein Schnellrestaurant brannte, traf er auf der Straße vor dem brennenden Gebäude seine Mutter Anneliese Fritzen, Sportlehrerin und Mutter von vier Kindern.

Mutter und Sohn waren gleichermaßen verblüfft, als sie sich sahen. Die Mutter stieß einen intuitiven Wahnschrei aus: "Benno, geh da nicht so nah ran!"
Der Sohn, sich als Muttersöhnchen bloßgestellt fühlend, hätte am liebsten im Boden versunken, antwortete jedoch wie ein Mann: "Wer denn sonst?" und tauchte mit dem Atemschutzgerät auf dem Rücken in den schwarzen Rauch ab.
"Das war eher ein kleines Feuer!" erinnert sich Benno Fritzen, der, indessen selbst Vater zweier Söhne, die damaligen Bedenken seiner Mutter besser versteht.

Nichtsdestotrotz, der junge Benno hatte seine Berufung gefunden – und seine Familie unterstütze ihn.
"Ich hatte das Glück, in einer tollen Familie aufgewachsen zu sein," freut sich der Feuerwehrmann. "Meine Eltern, beide in verantwortlichen Berufen tätig, haben die richtige Mischung aus Schutz und Freiheit für unsere Erziehung gefunden."

Mit siebzehn trat Benno Fritzen von der Jugendfeuerwehr in den aktiven Einsatzdienst der freiwilligen Feuerwehr über und erlebte bereits mit achtzehn einen seiner härtesten Einsätze, als bei einem Großbrand im Gewerbegebiet seiner Heimatstadt die Weberei Van Delden brannte. Hier hatte die Feuerwehr plötzlich nichts mehr mit Abenteuer und Einsatzromantik zu tun; als mitten im Gebäude nur zehn Meter entfernt eine Wand einstürzt und die Gewalt des Feuers mit einer unerträglichen Wärmestrahlung spürbar wurde.
Nur Dank der Besonnenheit seines erfahrenen Truppführers kam der junge Feuerwehrmann mit heiler Haut davon.

"Dieses Erlebnis hat mich sehr geprägt. Ich überlege heute als Einsatzleiter sehr genau, wo ich meine Einsatzkräfte reinschicke und wann die Grenzen des Zumutbaren erreicht sind," resümiert. der heutige Chef der Berufsfeuerwehr von Münster.

"Mein Abitur machte ich unter Schmerzen!" gibt Münsters oberster Feuerwehrmann offen zu.
"Die Kurve habe ich erst im Studium gekriegt."

Ende der siebziger Jahre begann Benno Fritzen Sicherheitstechnik in Wuppertal zu studieren, wo er 1985 sein Diplom als Ingenieur für Sicherheitstechnik und Brandschutz ausgehändigt bekam. Danach lernte er zwei Jahre als Brandreferendar in Frankfurt, Berlin, und Hamburg Menschen im Einsatz zu führen
Während der Studienzeit hatte er auch Dorothee, eine der wenigen Brandschutzingenieurinnen kennen und lieben gelernt. Sie zog mit ihm nach Köln, als er dort bei der Berufsfeuerwehr seine erste feste Anstellung als Abteilungsleiter für Kommunikationstechnik bekam, und dafür verantwortlich war, dass die Feuerwehr immer erreichbar ist und der Informationsaustausch innerhalb der Feuerwehr funktioniert, auch "wenn alle Leitungen glühen und die Luft flimmert", wie Benno Fritzen es ausdrückt. Zu seinen Aufgaben gehört auch der Einsatzleitdienst, der mit dem Funkgerät in der Hand, die Einsatzkräfte koordiniert. Natürlich ist auch Kollege Computer ein nicht mehr wegzudenkender Adjutant der Feuerwehrleute, die in der heutigen Zeit eine umfangreiche Ausbildung durchlaufen, um für die verschiedensten Arten von Notfällen, vom Brand über Freisetzung von Gefahrgütern bis zum Herzinfarkt gewappnet zu sein.

"So ist zum Beispiel jeder Feuerwehrmann Rettungsassistent, wenn er nach 2.500 Stunden seine Grundausbildung abgeschlossen hat."
Nachdem Benno Fritzen seine persönliche Brandschutzingenieurin 1991 zum Traualtar geführt hatte, begannen die beiden 1993 mit der Familiengründung, Als Benno Fritzen 1994 di Leitung der Feuerwehr Münster übertragen bekam, umfasste die Familie bereits mit den Söhnen Marco und Alexander vier Köpfe.

Schutz, Geborgenheit und Sicherheitsbewusstsein steht auch im Familienleben an erster Stelle; so berichtet der Amtsleiter, dass er und seine Frau, als die Kinder noch klein waren, bei Flugreisen stets getrennte Flüge gebucht haben, um das Risiko der Kinder zu Vollwaisen zu werden, zu minimieren.

Als Benno Fritzen 1994 Leiter der Berufsfeuerwehr in Münster wurde, gab es dieses Amt noch keine hundert Jahre. Erst als die Stadt sich mit neuen Stadtteilen immer weiter ausbreitete, bekam die 1871 gegründete freiwillige Feuerwehr amtliche Unterstützung.
Da jeder freiwillige Feuerwehrmann auch einem Beruf nachgeht, und die Zahl der Einsätze stetig zunahm, beschlossen die Stadtväter 1905, zur Entlastung der Freiwilligen Feuerwehr, die Einrichtung einer Berufsfeuerwehr.

Die Strukturen der Feuerwehren sind regional sehr unterschiedlich; in Münster gibt es 300 hauptamtliche und 900 ehrenamtliche Helfer, darunter 26 Damen, die sich dem retten, löschen, bergen und schützen verpflichtet haben.
"Das ist ein wunderbares Hobby," sagt Benno Fritzen, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat und außer der festen Laufgruppe, die er mit seinem Hausarzt gegründet hat und seiner Mitwirkung in zwei Karnevalsvereinen, kaum Zeit für andere Liebhabereien hat.

Auch wenn die Berufswünsche ganz anders sind, empfiehlt der erfahrene Feuerwehrmann Heranwachsenden, sich eine Zeit lang in der Jugendfeuerwehr zu betätigen.
"Das stärkt nicht nur Muskeln und Ego, sondern vor allem Kameradschaft und Realitätsgefühl." weiß der Fachmann.
"Hier gibt es keine Einzelkämpfer und man lernt, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen."

Die Aufgaben der Feuerwehr haben sich stetig erweitert. Lag in den früheren Jahren der Schwerpunkt noch bei der Brandbekämpfung, so bestimmen heute Technische Hilfeleistungen und der Einsatz im Rettungsdienst, den Alltag der Einsatzkräfte.
Als untere Katastrophenschutzbehörde ist die Feuerwehr aber auch für das Zusammenspiel aller Hilfsorganisationen zuständig und bereitet den Einsatz bei möglichen Großschadensereignissen vor. Die skurrilste Zusammenarbeit verbindet die Feuerwehr mit dem Türmer von St. Lamberti, der heute als einziger der beiden letzten fest angestellten Türmer in Deutschland über eine Direktleitung mit der Leitstelle der Feuerwehr verbunden ist und - wie früher- Feuerschein meldet.

Als Mitwirkender in den Landes– und Bundesgremien der Feuerwehr, sowie Vorsitzender des Fachbereichs Katastrophenschutz in der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren, organisiert Münsters Feuerwehrchef nicht nur die Gefahrenabwehr in seiner neuen Heimatstadt, sondern bereitet auch die fachlichen Positionen der deutschen Feuerwehren im Bereich Katastrophenschutz für die politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozesse vor.

Mit Blick in die Zukunft hält es Benno Fritzen für wichtig, dass die Feuerwehr Münster mit den gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen Schritt hält und weiterhin für das ehrenamtliche Engagement junger Leute attraktiv bleibt. Seine Aufgabe wird es sein, hierfür Akzeptanz zu erzeugen und die personellen und finanziellen Ressourcen zu sichern.

Privat wünscht sich der Familienvater, dass seine Söhne als zweite Nachkriegsgeneration ohne Krieg und Terror im eigenen Land heranwachsen dürfen und die Familie zusammenhält.
Gespannt ist er auf die Berufswünsche seiner Sprösslinge und die Schwiegertöchter.

© by Sylvia ellis Kruck
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03.11.2024 17:48:35